Wir freuen uns, das vielschichtige Werk von Gergana Mantscheva in einer ersten Museumsausstellung im Kunsthaus Grenchen zu präsentieren. Die Künstlerin wurde 1975 in Bulgarien geboren, damals ein Satellitenstaat der Sowjetunion. Die Worte des Ausstellungstitels ALL OVER lassen verschiedene Lesarten zu. Stilistisch verweisen sie auf die ausschnitthaften Motive der Künstlerin, die sich über die Bildgrenzen hinaus weiterdenken lassen. Übersetzt mit "alles vorbei" kann der Ausstellungstitel auch als Kommentar zum Erbe der Sowjetunion aufgefasst werden, nach dem während des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine in tragischer Weise gefragt wird. Die Zeichen des Zerfalls, die es in Mantschevas Werk immer wieder zu bestaunen gibt, sind auch Reminiszenzen an eine vergangene (Welt-)Zeit.
Das Werk Mantschevas besticht durch eine vom (sozialistischen) Realismus geprägte Malerei mit inhaltlichem Tiefgang. Immer wieder scheinen in ihren Werken biografische und historische Vergangenheiten auf. Es zeigen sich zum Beispiel Hausfassaden typisch osteuropäischer Wohnblöcke, aus denen Tristesse und Melancholie, aber auch Akkuratesse und Effizienz sprechen. In endlosen Formwiederholungen reihen sich Fenster, Türen und Balkone aneinander. Eine ähnliche All-over-Struktur taucht auch bei anderen Motiven wie den übereinandergeschichteten Holzsplittern auf. Die dezenten Farbabstufungen lassen uns die verschiedenen Stücke voneinander unterscheiden, oder gar Gegenstände wie zerstörte Bettgestelle erkennen. Plötzlich erhalten die Bilder trotz scheinbarer Banalität eine narrative, teils tragische Dimension.
Zur Ausstellung erscheint im Verlag edition clandestin, Biel, eine Publikation mit Texten von Ralf Harder und Robin Byland, Sprache: Deutsch. Das Buch erscheint am Donnerstag, 22. August 2024.